Baubiologie in Luxemburg

Während in der klassischen Toxikologie eine kurzzeitige Exposition gegenüber meist hohen Dosen zu einer akuten Vergiftung führt, umfasst die Umweltmedizin niedrige Konzentrationen an Schadstoffen, welch durch die langzeitige chronische Exposition zu chronischen gesundheitlichen Beschwerden führt.

Umweltmedizinische gesundheitliche Effekte werden durch eine Exposition umweltrelevanter Noxen oder Schadstoffe verursacht oder zumindest verstärkt. Diese Noxen umfassen einerseits chemische Schadstoffe, Mikroorganismen, insbesondere Schimmelpilze und Mykotoxine sowie physikalische Parameter zu denen unter anderem das radioaktive Radongas, Asbest und andere Fasern sowie auch elektromagnetische Felder zählen.

Als Verursacher dieser Belastungen kommen neben Nahrungsmitteln (Pestizide, Verpackungsrückstände, Schimmel), Kosmetikartikeln (Chemikalien) und endogenen Metallen im Körper (Zahnmetalle, Implantate, …) vor allem auch die Gebäude in Frage, sei es zuhause, im Büro oder in der Schule. In diesem Zusammenhang sind chemische Schadstoffe durch Baumaterialien aber auch durch Putzmittel und Möbel , Schimmelpilze durch erhöhte Feuchtigkeit infolge von mangelhafter Dämmung (Wärmebrücken), undichten Gebäuden oder Wasserrohren, Fasern durch Baumaterialien, Radongas welches aus dem Boden in die dichten Häuser aufsteigt zu nennen. Und schließlich Elektrosmog in Form von niederfrequenten elektrischen oder magnetischen Wechselfeldern durch Hochspannungsleitungen und Transformatoren, aber auch durch die eigene Elektroinstallation und Elektrogeräte sowie hochfrequente Strahlung durch Mobilfunk- und Wifimasten aber auch durch hausinterne Verursacher (WiFi, Schnurlostelefone DECT, Babyfone u.a.).

Diese Noxen rund ums Gebäude betreffen die Baubiologie. Die Feststellung der Gebäude-bedingten Belastungen, die Quantifizierung der Schadstoffkonzentrationen, die Messungen der Strahlungsfelder, die Identifizierung der Verursacher und die adäquaten Ratschläge zur erfolgreichen Sanierung sind das Fachgebiet des Baubiologen. Diese Etappen sind denn auch unerlässlich, damit der Umweltmediziner eine erfolgreiche Behandlung oder Therapie seines Umweltpatienten praktizieren kann. An erster Stelle jeder erfolgreichen umweltmedizinischen Behandlung steht ein Expositionsstopp. Ohne diesen macht letztendlich eine Therapie nur wenig Sinn, wenn überhaupt.

In der Vergangenheit und leider zum größten Teil immer noch ist der Beruf des Baubiologen gesetzlich nicht geschützt, eine Mindestausbildung nicht vorgeschrieben. Somit wurde die Baubiologie in der Vergangenheit oft zum Tummelplatz für zweifelhafte Rutengänger und Scharlatanen. Parallel wurden seriöse wissenschaftlich begründete Ausbildungen in der Vergangenheit aufgebaut, etwa die „conseillers médicaux en environnement intérieur CMEI“ in Frankreich (durch 5 Universitäten), der staatlich anerkannte Fernlehrgang „Baubiologie“ in Deutschland (Institute für Baubiologie von Rosenheim und Neubeuern IBR und IBN), die österreichischen und schweizerischen Institute für Baubiologie IBÖ und SIB sowie in Luxemburg die Ausbildung H²E (Healthy Home Experts), durch Neobuild in enger Zusammenarbeit mit dem Energieministerium, welches für gesundes, sprich baubiologisches Bauen verantwortlich zeigt.

Demnach ist die Identifizierung und Sanierung der Gebäude-bedingten Belastungen und der daraus resultierende Expositionsstopp ein wesentlicher Bestandteil der umweltmedizinischen Diagnose und Behandlung, vorausgesetzt sie werden durch kompetente und geschulte Baubiologen durchgeführt. In diesem Sinne bemüht sich SCENTE einerseits um die Anerkennung der hiesigen Baubiologen und setzt sich für eine Anerkennung dieser Berufsgruppe ein.