Schimmel- und Hefepilze

Schimmel- und Hefepilze gehören zur Natur und zersetzen abgestorbenes organisches Material wie tote Blätter oder Tierkadaver. Sie spielen eine wichtige Rolle im Kompost,
bei Gärungsprozessen, zum Beispiel der Herstellung von Bier oder der Fermentierung von Milchprodukten zu Käse.

Aber auch in Gebäuden können Schimmelpilze unter Umständen die Möbel oder die Mauern befallen und so gesundheitsschädliche Auswirkungen auf den Gebäudenutzer haben.

Schimmelpilze brauchen zum Leben Feuchtigkeit und einen geeigneten Nährboden. Als Nährboden kommen alle organischen Materialien in Frage. Im Haus sind das Tapeten und Tapetenkleister, Farben, Holz, Papier, Textilien, Kunststoffe und Gummi, Wandputz, Leder, Staub oder Blumenerde.

Wichtigster Wachstumsfaktor für die Pilze ist die Feuchtigkeit des Nährbodens. Die Feuchtigkeitsbildung in Wohnräumen entsteht einerseits durch die Nutzung des Gebäudes. In einem Vier-Personen-Haushalt entsteht allein durch Duschen, Waschen, Putzen, Kochen, Wäschetrocknen aber auch durch das Schwitzen des Menschen pro Woche etwa eine Badewanne voll Wasser. Probleme mit Schimmelpilzen entstehen, wenn diese Feuchtigkeit nicht aus dem Gebäude entweichen kann weil zu wenig gelüftet wird.

Andere Verursacher von Feuchtigkeitsproblemen sind Baumängel wie Defekte an Wasserleitungen, Infiltrationen von Regen durch Fassadenrisse oder undichte Dächer, Restbaufeuchte beim Neubau durch Baustoffe wie Gips, Mörtel, Beton, Estrich oder Wärmebrücken durch eine mangelhafte Wärmedämmung. Alte Gebäude haben oft keine Abdichtung zum Boden hin, so dass die Feuchtigkeit durch Kapillareffekte in den Mauern hochsteigt.

Schimmelpilze geben in erster Linie Sporen an die Raumluft ab. Dies ist ihre Art der Fortpflanzung. Die Sporen fliegen durch die Luft und wenn sie sich auf einen geeigneten feuchten Nährboden setzen, entwickelt sich an dieser Stelle ein neuer Schimmelpilz. Verschiedene Schimmelpilzarten können unter bestimmten Bedingungen auch Mykotoxine freisetzen. Dabei handelt es sich um chemische Pilzgifte die verhindern sollen, dass andere Schimmelpilzarten oder etwa Bakterien an diesen Stellen wachsen. Einige dieser Mykotoxine hat sich die Medizin zu eigen gemacht, weil sie damit Bakterien erfolgreich bekämpfen kann, allerdings nicht unter dem Begriff Mykotoxine sondern als Antibiotika. So wird das bekannte Penicillin von Schimmelpilzen der Gattung Penicillium gewonnen, der gleichen Gattung zu der auch Penicillium roquefortii gehört, der bei der Herstellung des Blauschimmelkäses eingesetzt wird.

Gesundheitliche Auswirkungen von Schimmelpilzen

Schimmelpilze können die Gesundheit des Menschen
auf 4 verschiedene Art und Weisen gefährden:

Allergien

Mykoallergosen sind allergische Reaktionen auf erhöhte Sporenkonzentrationen in der Raumluft. Symptome einer pilzbedingten Allergie sind Entzündungen der Augen und der Schleimhäute (Schnupfen) sowie der Atemwege (Husten bis hin zu Asthma).
Grundsätzlich sind alle Schimmelpilzarten geeignet Allergien hervorzurufen. Dabei handelt es sich vor allem um Typ I-Allergien bei denen IgE-Antikörper gebildet werden. Symptome sind Juckreiz, Bindehautrötung, allergischer Schnupfen, Quaddeln und Atemnot (Asthma bronchiale). Diese Symptome treten in der Regel innerhalb der ersten halben Stunde nach Exposition auf.
Typ III-Allergien auf Schimmelpilze (Bildung von IgG-Antikörpern) und Typ-IV-Allergien (Sensibilisierung von T-Lymphozyten) sind relativ selten. Die meist grippeartigen Symptome (Fieber, Husten, Atemnot, Abgeschlagenheit, allergische Alveolitis) treten gewöhnlich erst vier bis acht Stunden nach der Exposition auf.

Toxische Effekte (Mykotoxikosen oder Mykosen)

Die Symptome sind sehr unterschiedlich und betreffen entweder die Schleimhäute wie die Augen oder die Haut (der Mediziner spricht vom MMI- oder Mucous Membrane Irritation-Syndrom) oder aber es handelt sich um grippeartige Symptome (ODTS-Syndrom oder Organic Toxic Dust Syndrom). Letzteres wird auch „farmers fever“ genannt, nach den amerikanischen Farmern die Schimmelpilzsporen von verdorbenen Pflanzen einatmen.

Vergiftungen durch Mykotoxine

Mykotoxine schädigen die Nieren (nephrotoxische Effekte), die Leber ( hepatotoxische Effekte), die Lungen (pneumotoxische Effekte) oder das Nervensystem (neurotoxische Effekte). Sie können schon in sehr geringen Dosen krebserregend oder fortpflanzungsschädigend wirken.

Infektionen durch Schimmelpilze

Infektionen durch Schimmelpilze sind sehr selten und betreffen vor allem Personen mit lokaler oder allgemeiner Abwehrschwäche (HIV-Infizierte, transplantierte Personen oder Leute nach Chemo- oder Cortisontherapie). In diesem Fall siedeln sich die Schimmelpilze in den Atemwegen, den Nasennebenhöhlen, dem Gehörgang oder anderen Organen an. Ein Beispiel ist die invasive pulmonale Aspergillose. Bei gesunden Menschen werden in der Regel Infektionen durch Pilzsporen durch die intakten Abwehrmechanismen vermieden.

Was tun bei einem Schimmelpilzbefall?

An erster Stelle steht eine baubiologische Untersuchung des Gebäudes inklusive Schimmelpilzanalysen um einerseits die Schimmelpilzbelastung festzustellen und die Schimmelpilzarten zu identifizieren und andererseits die Feuchtigkeitsursachen festzustellen um entsprechende Sanierungsmaßnahmen zu bestimmen.

Zum anderen besteht die medizinische Diagnose in Analysen wo die Immunantwort auf die festgestellten Schimmelpilzarten identifiziert wird, entweder durch die Präsenz bestimmter Antikörper (RAST-Test auf IgE-Antikörper), Immunzellen (LTT-Test) im Blut oder durch einen Provokationstest (z.B. PRICK-Hauttest).

Auf keinen Fall soll man Schimmelpilze mit Bioziden oder Fungiziden bekämpfen, da man so lediglich ein Gift durch ein anderes austauscht. Als Alternativen zu solchen “chemischen Keulen” bieten sich eine Reihe von bewährten Hausmitteln, wie hochprozentiger Essig, hochprozentiger Alkohol (70-80%) oder eine Salmiakverdünnung an. Diese Maßnahmen können den Schimmelpilzbefall jedoch nur vorübergehend beseitigen, da die Ursache, nämlich die zu hohe Feuchtigkeit der Materialien nicht beseitigt wird. Eine dauerhafte Sanierung kann letztendlich nur durch die vom Baubiologen vorgeschlagene Sanierung erfolgen.